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Vorzeitiger Abschied

2011, also vor zehn Jahren, spielten die Münchner Philharmoniker zum ersten Mal das Familienmusical „Ristorante Allegro“. Gemeinsam mit Margit Sarholz und Werner Meier, die vielen Lesern als „Sternschnuppe“ bekannt sein dürften, habe ich dieses besondere Konzertformat ins Leben gerufen. Mehr als 40 000 Besucher konnten wir in die Philharmonie locken und sie waren nicht nur drin, sondern durch die Bank hellauf begeistert. Da wurde mitgesungen, mitgetanzt, mitgelacht und mitgestaunt. Neben einer lustigen Handlung, gespielt von acht singenden und tanzenden Schauspieler*innen, konnten die Kinder die Kraft eines großen Sinfonieorchesters erleben. Im kommenden Mai hätten nun mit dem 10jährigen Jubiläum die letzten Aufführungen stattfinden sollen, bevor das Stück von den Philharmonikern trotz des dauerhaften Erfolges vom Spielplan genommen wird (Ja, ganz nachvollziehen kann ich diese Entscheidung nicht).

„Ristorante“ war für viele Kolleg*innen ein Highlight der Saison. Jahr für Jahr wuchsen wir Philharmoniker mit den Schauspieler*innen, deren Besetzung sich erstaunlicherweise über die ganzen Jahre nicht verändert hat, enger zusammen und so entstand eine Stimmung im Saal, die mit keinem anderen Konzert vergleichbar war. Haben Sie schon mal weit über tausend Kinder (und deren Eltern und Großeltern) tosenden Applaus geben hören? Das ist wirklich überwältigend – und sehr, sehr laut. 

Corona trägt nun dazu bei, dass die Aufführungen im Mai abgesagt werden mussten und unser „Ristorante“ den Geschäftsbetrieb trotz ehemals guter Umsätze vorzeitig aufgeben muss. Hoffen wir, dass wir mit diesem Beispiel nicht anderen, ‚echten‘ Restaurants und Gasthäusern vorauseilen. 

Leider ist es den Sternschnuppen und mir nie gelungen, andere Orchester zu Aufführungen von „Ristorante Allegro“ zu motivieren. Das ist schade und eigenartig, schließlich ist es nicht so, dass die deutschsprachige Orchesterlandschaft besonders viele Neuproduktionen hervorbringt, die große Konzertsäle füllen. Aber wer weiß, vielleicht kommt irgendwann eine Zeit, in der unser Musical wieder zu neuem Leben erwacht. In der Musikgeschichte gibt es zahlreiche Beispiele von heute viel gespielten Werken, die erst einmal in der Versenkung verschwunden waren. 

Was bleibt von so einem großen Projekt für mich? 

Geld übrigens nicht. In meiner Naivität hatte ich mich damals ehrenamtlich engagiert und versäumt, meine viele Arbeit in irgendeiner Art und Weise honorieren zu lassen -ist auch schwierig beim eigenen Arbeitgeber. Aber Geld ist ja nicht alles. So profitiere ich von den vielen wunderschönen Erlebnissen bei Proben und Aufführungen und von der Tatsache, dass es uns gelungen ist, viele Familien zum ersten Mal in die Philharmonie und zu unserem Orchester zu locken. Darüber hinaus hat sich eine Freundschaft mit Margit Sarholz und Werner Meier entwickelt, die sich in anregenden, inspirierenden und sehr tiefgehenden Gesprächen über Gott, die Welt und die Musik ausdrückt. Dafür, und für die gute Zusammenarbeit möchte ich mich bei Margit und Werner auf diesem Weg ganz herzlich bedanken. 

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