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Gute Konzerte

Habe ich mich im November mit dem Thema Proben beschäftigt, will ich in diesem Monat die Frage behandeln, was ein gutes Konzert ausmacht. Da wir uns beim Erscheinen dieser Kolumne im Advent befinden, passt dieses Thema ausgezeichnet, schließlich hat auch Weihnachten viel mit dem zu tun, was wir uns von einem Konzert wünschen.

Stehen Kinder (und natürlich auch Erwachsene) vor dem Christbaum, sind sie oft verzaubert und beseelt. Die Ruhe, das gemeinsame Singen, die festen Riten, der besondere Schmuck, all das trägt dazu bei, dass eine Atmosphäre entsteht, die etwas gibt, das sonst nicht so ohne weiteres zu finden ist. Weihnachten wird zu einem erfüllenden Ereignis. Die Geschenke sind nur noch das Tüpfelchen auf dem i. 

Auch ein Konzert sollte beseelen, also der Seele Nahrung geben. Natürlich auch dem Verstand, allem voran aber dem, was über dem Verstand steht, dem Geist und eben der Seele. 

Dieser Aspekt wird viel zu oft vergessen, indem man sich auf die Perfektion konzentriert, auf das Rationale, auf das Spielen richtiger Noten, darauf, dass alles zusammen ist, dass ja kein Fehler passiert. 

Eine gute Vorbereitung ist für ein gutes Konzert unabdingbar, beispielsweise die Probenarbeit, wie ich sie in der November-Kolumne beschrieben habe. Auch die individuelle Weiterentwicklung, das Üben, spielt eine große Rolle. Dabei müssen auch die rationalen Aspekte des Musizierens mit größter Sorgfalt erarbeitet und gepflegt werden. Kommt es zur Aufführung, wird aber am meisten erreicht, wenn man loslässt, wenn man einfach nur musiziert – gemeinsam mit den anderen.  

Dieses ‚Loslassenkönnen‘ ist die größte Kunst von allen. Es erfordert Mut, der aus dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten erwächst. 

Gelingt dieses Loslassen, ist die Freude beim Spielen ganz selbstverständlich. Sie überträgt sich unweigerlich auf das Publikum, wird geteilt und vervielfältigt. Sie beseelt und verzaubert. 

Jedes gute Konzert ist also ein bisschen wie Weihnachten. Das Geschenk ist die viele großartige Musik, die schon geschrieben wurde und immer noch geschrieben wird. 

 

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