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Wer will ich sein?

Im ZEIT-Magazin vom 27. Juli war ein bemerkenswerter Beitrag von Bernd Ulrich zu lesen, einem Autor, der mittlerweile seit fünf Jahren vegan lebt. Bitte jetzt nicht gleich genervt das Lesen aufhören. Es geht in diesem Text nicht darum, alle Menschen zum Veganismus zu bekehren. Vielmehr ist eine philosophische Abhandlung entstanden, die sich im Kontext des Umgangs mit dem Lebensraum Erde mit einer zentralen Frage beschäftigt: Wer will ich sein?

Auf diese Frage hat Bernd Ulrichs Sohn seinen Vater hingewiesen. Er ist nämlich der Ansicht, dass sie viel mehr in einem selbst auslöst, als alle anderen in diesem Zusammenhang gestellten Fragen, wie beispielsweise „Was richte ich an?“ oder „Was richte ich aus?“

Natürlich kann dieses „Wer will ich sein?“ nicht nur in Bezug auf Klima-, Umwelt und Artenschutz gestellt werden kann, sondern auf das ganze Leben. Ich für meinen Teil will sie heute im Kontext meines Musikerberufes stellen. 

Als Ausgangspunkt drehe ich die Frage erst mal um: 

Wer will ich als Musiker nicht sein? 

Ich will auf keinen Fall ein Musiker sein, der gestresst auf der Bühne sitzt, der Angst vor seinen Fehlern hat, der sich selbst oder andere unter Druck setzt und im Streben nach Perfektion das vergisst, was Musik ausmacht.

Musik ist verbindend. Musik ist inspirierend. Musik ist bereichernd. Musik spendet Kraft und Energie. 

Wer also will ich sein?

Ich will ein Musiker sein, der Musik als Ganzes begreift, als dynamisches Miteinander mit den Mitmusizierenden. Dieses Miteinander beinhaltet das Reagieren auf feinste Nuancen, die von den Anderen angeboten werden. Es beinhaltet auch, eigene Impulse zu setzen, in größter Bescheidenheit und trotzdem klar. Es beinhaltet natürlich ebenso die Voraussetzungen, die dafür nötig sind, also instrumentale Grundlagen und die Auseinandersetzung mit den Inhalten. 

Verinnerlicht man das eben geschriebene, ist das Leben als Musiker ein ausgesprochen befriedigender und erfüllender Beruf. 

Die Voraussetzungen dafür werden in der Kindheit und Jugend geschaffen, im Musikunterricht, in den Blas- und Jugendorchestern. Wenn dort möglichst viele dieser Faktoren gelehrt und geschult werden, kann Musik die Welt verändern, weil sie ein Miteinander fördert, das sensibel und äußerst aufmerksam auf die Mitmenschen und das Umfeld reagiert, ohne sich dabei selbst in den Hintergrund zu stellen. 

Es lohnt also, sich immer wieder diese eine Frage zu stellen: 

Wer will ich sein?

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