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Alphorn

Derzeit widme ich mich nach längerer Zeit wieder meinem Alphorn. Der Anlass dafür ist eine besondere Gelegenheit. Ich darf als Aushilfe im Ensemble Hornroh, einem sehr progressiven Schweizer Alphornquartett, mitspielen. Wir führen das „Concerto grosso Nr. 1“ von Georg Friedrich Haas auf, einem der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten. Dieses Konzert für vier Alphörner und Orchester ist ein faszinierendes Werk, das Haas treffend als eine Schule des Hörens bezeichnet. Er erläutert dazu: „Die Alphörner werden nicht als Symbole einer folkloristischen Kultur verstanden, sondern als Tongeber einer anderen Intonationswelt (Obertonakkorde), die als Kontrast und als Erweiterung der traditionellen zwölftönigen Stimmung des Symphonieorchesters eingesetzt werden.“

Betrachtet man die Naturtonreihe, die allen Blechblasinstrumenten zugrunde liegt, fällt auf, dass mit Ausnahme des Grundtons immer Abweichungen zur bei uns gebräuchlichen temperierten Stimmung – also den zwölf Halbtonschritten der chromatischen Tonleiter - existieren. Wird ein Halbton in 100 Cent unterteilt, so weicht beispielsweise die Quint um 2 Cent ab, also kaum. Der 11. Naturton, das sogenannte Alphorn-Fa, hingegen zeigt mit 49 Cent eine deutliche Abweichung und liegt damit ziemlich genau einen Viertelton zwischen f und fis. Auch der 7. und der 13. Naturton sind hörbar von der temperierten Stimmung entfernt.

Haas macht sich besonders das Zusammenwirken dieser abweichenden Töne auf verschieden gestimmten Alphörnern zunutze. Die daraus entstehenden Schwebungen erzeugen die von ihm beschriebene neue Intonationswelt.

Es ist nicht ganz einfach, in der Kürze einer Kolumne zu erklären, wie raffiniert diese neuen Klangmöglichkeiten sind. Wer sich jedoch ein wenig mit der Thematik beschäftigt, wird sicher belohnt. Auf der Homepage von Hornroh kann man sich das Concerto grosso anhören. Ich kann nur sagen: Es lohnt sich. 

Ich freue mich darauf, dieses außergewöhnliche Werk bald spielen zu dürfen - mit dem Ensemble, für das Georg Friedrich Haas sein Werk komponiert hat. 

www.hornroh.de

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