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Befreiung

Zum 80. Jahrestag der Befreiung am 8. Mai gaben wir Philharmoniker ein Konzert, das in seiner Form einmalig war. Auf dem Programm stand Gustav Mahlers 6. Sinfonie – für uns ein vertrautes Werk, doch das Besondere an diesem Abend war unsere Zusammenarbeit mit dem Israel Philharmonic Orchestra (IPO). Gemeinsam teilten wir die Bühne unter der Leitung von Lahav Shani, der seit einigen Jahren Chefdirigent des IPO ist und ab nächstem Jahr auch bei uns Philharmonikern die Chefposition übernehmen wird.

 

Schon die erste Probe war eine besondere Erfahrung. Zwei traditionsreiche Orchester mit jeweils eigenen musikalischen Interpretationen trafen aufeinander – und doch gelang es erstaunlich schnell, eine gemeinsame Klangsprache zu finden. Das Geheimnis lag in der intensiven gegenseitigen Aufmerksamkeit und im respektvollen Miteinander. Diese musikalische Einheit prägte auch die Konzertreise, die uns neben München nach Dresden und Dortmund führte. Das Bewusstsein, dass 80 Jahre nach der Shoa ein deutsches und ein israelisches Orchester gemeinsam musizieren und zu einer Einheit verschmelzen, machte diese Konzerte zu einem außergewöhnlichen Symbol.

 

Für mich persönlich war jedoch nicht nur die Musik bewegend, sondern auch die vielen intensiven Gespräche mit den Musikerinnen und Musikern des IPO. Besonders beeindruckend war die Offenheit, mit der wir über Gott und die Welt sprachen – ein Austausch voller Herzlichkeit, der sich direkt auf das gemeinsame Spiel übertrug. Es war eine Freude, den großartigen Musikerinnen und Musikern zuzuhören und gleichzeitig Teil dieses wunderbaren musikalischen Miteinanders zu sein.

 

Einmal mehr zeigte sich, welch immense Kraft im kulturellen Austausch steckt – und wie unsinnig die Trennungsbestrebungen vieler politischer Kräfte in dieser Welt sind.

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