Da das Blechbläserzimmer bei unserem Umzug in die Isarphilharmonie noch nicht fertiggestellt war, wurde mir nach der Eröffnung ein Spind im Raum der Cellisten und Kontrabassisten zugewiesen. Von Anfang an habe ich mich dort sehr wohl gefühlt, vor allem weil es ein sehr ruhiger Raum ist. Das Einspielen findet aufgrund der Größe der Instrumente und des begrenzten Platzangebots auf der Bühne statt. Dadurch hat man die Möglichkeit, sich ungestört zu unterhalten, ohne von monotonen Tonleitern oder Skalen unterbrochen zu werden, die in Blechbläserzimmern vor Proben und Konzerten oft zu hören sind.
Die Themen, die Streicher beschäftigen, unterscheiden sich naturgemäß von denen der Blechbläser. Schon allein beim Thema Instrumentenwerte bewegt man sich in ganz anderen Dimensionen. Viele Streicher müssen ihre Instrumente aufgrund der hohen Preise über Kredite finanzieren. Allein der Bogen kostet oft das Zwei- bis Dreifache dessen, was ich für ein Horn ausgebe.
Auch als vor Kurzem die Sprinkleranlage durch einen fehlerhaften Feuermelder ausgelöst wurde und anschließend Trocknungsgeräte im Raum liefen, stellte dies für die Cellisten eine Herausforderung dar. Die trockene Luft kann Risse in den empfindlichen Holzinstrumenten verursachen – während es meinem Horn völlig gleichgültig ist, ob die Luftfeuchtigkeit hoch oder niedrig ist.
Streicher tauschen sich zudem häufig darüber aus, wo gute Instrumente erhältlich sind. Im Gegensatz zu uns Blechbläsern, die ein neues Instrument einfach bestellen und dann aus mehreren baugleichen Modellen auswählen können, werden hochwertige oder erstklassige Streichinstrumente oft in einer Art „Stille Post“-System weitergegeben. Jemand kennt jemanden, der ein Cello oder eine Geige verkauft, die sowohl interessant als auch bezahlbar ist. Tatsächlich hat fast jeder Streicher eine besondere Geschichte darüber, wie er zu seinem Instrument gekommen ist.
Natürlich gibt es Angebote von Händlern und Streichinstrumentenbauern, manchmal verkauft auch die Witwe eines verstorbenen Kollegen ein besonderes Instrument. Ein ehemaliger Kollege, der aus Tschechien stammte und inzwischen verstorben ist, erzählte mir einmal, dass seine Geige in einem Gasthaus an der Wand hing. Er kaufte sie dem Wirt für wenig Geld ab und spielte sein Leben lang darauf. Das ist sicherlich eine seltene Ausnahme. Auch bin ich nicht sicher, ob sich die Geschichte genauso abgespielt hat. Erzählenswert ist sie allemal.
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