Wenn diese Kolumne erscheint, hat eine neue Spielzeit begonnen – die 33. meiner Zeit bei den Philharmonikern und die 35. meines Berufslebens als Musiker.
Mehr als ein Drittel eines Jahrhunderts habe ich also bereits im Orchester verbracht. Und wenn alles gut läuft und ich gesund bleibe, liegen noch etwa dreizehn Jahre vor mir – vielleicht sogar
mehr, je nachdem, wie sich die politischen Entscheidungen der kommenden Zeit entwickeln.
Da ich zu den Menschen gehöre, die ihren Beruf mit Freude ausüben und mich körperlich fit fühle, bereitet mir das keine Sorgen. Zumal ich den Eindruck habe, dass die einzelnen Spielzeiten immer schneller vergehen. Kaum ist das Eröffnungskonzert gespielt und die große Herbsttournee absolviert, steht schon Silvester mit Beethovens Neunter vor der Tür – und kurz darauf ist auch schon Februar.
„Wenn Februar ist“, sagte mein Kollege Lois schon vor vielen Jahren, „ist die Spielzeit fast vorbei.“ Und ja, er hatte recht. Einige Programme später steht das Open-Air am Odeonsplatz an, und man verabschiedet sich in die Sommerpause.
Das mag vielleicht so klingen, als würde ich meinen Beruf als reine Route oder gar langweilig empfinden. Nein, das Gegenteil ist der Fall. Mit wachsender Erfahrung verändert sich das Konzerterlebnis. Da ich die meisten Werke aus dem Effeff kenne und immer weniger Konzentration auf das reine Umsetzen des Notentextes verwenden muss, erlebe ich die Musik zunehmend auf neue, oft intensivere Weise.
Mir wird immer mehr bewusst, welch unerschöpfliche Inspiration und Bereicherung in der vielen schönen Musik steckt, die ich spielen darf. Auch wenn die Spielzeiten gefühlt immer schneller vergehen – die Zeit des Spielens selbst hat eine andere, höhere Qualität gewonnen.
Welch ein Glück!
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