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Hotels

Ist man, so wie ich, Musiker eines großen Sinfonieorchesters, verbringt man relativ viel Zeit in Hotels. Auch wenn es derzeit Corona bedingt, und wegen der fehlenden Asienreisen, etwas weniger ist als vor der Pandemie, sind es immer noch mehrere Wochen im Jahr. Es gibt recht spektakuläre Hotels, es gibt kleine aber feine, es gibt welche mit einem unglaublich guten Service, und welche mit viel Liebe für’s Detail. 

Wenn wir auf Tour sind, habe ich mir mittlerweile angewöhnt, meine Zimmernummer zu notieren. Wechselt man jeden Tag das Hotel, ist es nämlich gar nicht so einfach, abends nach dem Konzert das richtige Zimmer zu finden. Neulich hatte ich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die Nummern 122 und 112. Da kann man schon mal durcheinanderkommen. An der Rezeption nach der eigenen Zimmernummer zu fragen, ist dann doch irgendwie unangenehm – manchmal aber unvermeidlich. 
Da wir immer wieder in denselben Städten spielen, macht man im Laufe der Zeit interessante Erfahrungen. Im Meliá Princesa in Madrid ist es mittlerweile die 4. Generation an Zimmern, in denen ich dort genächtigt habe. Die dortige Lobby hat ebenfalls mehrere Transformationen hinter sich. 

In Hamburg habe ich in meinem Musikerleben in 16 verschiedenen Hotels gewohnt. 

In Seoul/Korea hatte ich von meinem Zimmerfenster direkten Blick auf die Baustelle eines fast fertiggestellten 500m-Wolkenkratzers. Einen ganzen Nachmittag saß ich fasziniert am großen Fenster und habe zugesehen, wie ziemlich große Bauteile am Boden vorbereitet, und mit Kränen, die auf der obersten Plattform des Gebäudes befestigt waren, auf diese unvorstellbare Höhe hochgezogen wurden. Schon allein die über einen halben Kilometer langen Stahlseile müssen ein unglaubliches Gewicht gehabt haben. In jedem Fall war das spannender als jeder Krimi. 

Ein Vorteil, wenn man immer wieder in dieselben Städte kommt, ist, dass man keinen ‚Touristenstress‘ hat. Während ich in den ersten Jahren im Orchester Sightseeing als eine Verpflichtung empfunden habe, genieße ich mittlerweile auch gemütliche Nachmittage auf dem Zimmer. Man hat Zeit zu lesen, einen Film zu schauen oder auch eine Kolumne zu schreiben. Früher habe ich nie verstanden, wenn ältere Kollegen das Hotel nicht verlassen haben, mittlerweile gönne ich mir diesen Luxus gelegentlich selbst. Und wie soll ich sagen: Es ist herrlich. Natürlich schaue ich auch ab und zu in ein Museum oder bewundere eine andere Sehenswürdigkeit. Druck, ein bestimmtes Programm zu absolvieren, empfinde ich aber nicht mehr. Bei den meisten Städten weiß ich ja, dass ich in absehbarer Zeit wieder kommen werde. 

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