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Zweimaltreffen

Es gibt die Redewendung, dass man sich immer zweimal im Leben trifft. Im letzten Halbjahr hat sich dieses Sprichwort bei mir auf eine sehr erfreuliche Art und Weise bestätigt. Beim ersten Mal war es auf einem Empfang, zu dem uns das Gewandhausorchester Leipzig nach unserem dortigen Konzert eingeladen hatte. Als ich mich an einen der Stehtisch stellte, kam ein Mann ungefähr meines Alters auf mich zu und begrüßte mich. Ich sah ihn an, in meinem Kopf machte es irgendwie Klick und ich meinte freudestrahlend: „Du bist der Bempf, oder?“. Dreißig Jahre war es her, dass wir uns zuletzt gesehen hatten. Der Anlass war mein erfolgreiches Probespiel bei den Philharmonikern. Bempf, der eigentlich Jürgen heißt und, nebenbei erwähnt, aus Bempflingen kommt, war damals mit mir im sogenannten Stechen, also der entscheidenden von mehreren Runden, wo nur wenige Bewerber übrig sind. Oft wird dann auch die Stelle vergeben. Wir hatten uns beim Probespiel auf Anhieb gut verstanden und sogar gegenseitig Glück gewünscht, wenn einer von uns zum Spielen aufgerufen wurde. Bempf hat sich auch aufrichtig gefreut, als ich es war, für den sich die Philharmoniker entschieden. Für mich wiederum war es eine große Freude, als ich wenig später erfuhr, dass er vom Leipziger Gewandhausorchester engagiert worden war, einem ebenfalls sehr renommierten Orchester. Gesehen haben wir uns seitdem aber nicht mehr. Umso netter war der Ratsch auf dem besagten Empfang, wo wir vor allem unsere Lebensgeschichten austauschten. Es war ein toller Abend, von dem ich ganz beseelt in mein Hotel zurückgekehrt bin. 

Das nächste ‚Zweimal-Treffen‘ war letzten Monat, als das Israel Philharmonic Orchestra in München von uns Philharmonikern eingeladen wurde. Lahav Shani ist Chef dieses Orchesters. Und weil Lahav Shani ab 2026 auch Chef von uns Münchner Philharmonikern sein wird, soll es in Zukunft eine etwas engere Kooperation zwischen den beiden Orchestern geben. Auf dem Empfang unterhielt ich mich mit dem Solohornisten des Rotterdam Philharmonic Orchestra, der bei den Israelis als Gast mitspielte. Er hatte sich mir als David vorgestellt und wir unterhielten uns eine ganze Weile über Gott und die Welt. Schließlich fragte ich ihn, ob er Holländer sei, weil ich ihm keine Nationalität zuordnen konnte. Er verneinte und erzählte, dass er aus Galicien komme. Er sei also Spanier. Ich überlegt und meinte, dass er dann bestimmt David Alonso kenne, einen Hornisten, der in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts – meine Güte, wie das klingt – beim BR gespielt hat. Sie ahnen es ... Er war der besagte David Fernández Alonso. Wir hatten also in jungen Jahren schon einige Male gemeinsam gespielt. 

Diese beiden Erlebnisse sind wirklich herrliche Bestätigungen des eingangs erwähnten Sprichwortes. Und wenn sich das Sprichwort in so erfreulichen Begegnungen bestätigt wie eben beschrieben, habe ich nichts dagegen, wenn ich noch viele solche bereichernde ‚Zweimal-Treffen‘ habe. 

 

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